Die neue SphäreAlb Heft 3/2024 ist da.
Die Fotografie von Kometen
Liebe Freunde der Natur und ihrer staunenswerten Schauspiele,
vielleicht wollt Ihr - den zwar deutlich schwächer gewordenen - Kometen C/2023 A3 noch fotografieren oder für den nächsten Schweifstern gewappnet sein. Hier ein paar Tipps für Euch.
1. Wahl der Brennweite und Winkelgröße der KometenKometen haben je nach Entfernung und Größe eine unterschiedliche Winkelgröße am Himmel. Diese kann von wenigen Bogenminuten bis hin zu einigen Grad reichen. Jetzt heißt es, die richtige Brennweite zu wählen. Auch bei den niedrigen Brennweiten rate ich Euch zum Stativ. Das heißt nicht, dass Ihr helle Kometen nicht sogar mit dem Smartphone erwischen könnt.
• Weitwinkel (10-35 mm): Gut für helle Kometen mit sehr großem Schweif und einem breiten Bildfeld, das den Sternenhimmel mit einbezieht.
• Mittlere Brennweiten (50-135 mm): Geeignet für kleinere Kometen oder solche mit moderatem Schweif. Diese Brennweiten bieten eine gute Balance zwischen Detailgrad und Hintergrunddarstellung.
• Teleobjektive/Teleskope (200 mm und mehr): Für Kometen mit kleinen, aber detaillierten Strukturen, etwa im Schweif, ist eine lange Brennweite ideal. Hier benötigt man allerdings eine gute Nachführung, also eine Möglichkeit, das „Wandern“ der Sterne am Himmel auszugleichen.
2. Helligkeit der Kometen
Kometen variieren je nach Entfernung zur Erde und Sonnennähe stark in ihrer Helligkeit. Manche sind mit bloßem Auge sichtbar, andere nur durch Teleskope. Besonders Spaß machen lichtstarke Ferngläser bei der Beobachtung.
• Helle Kometen (Magnitude 0 bis +5): Gut für Weitwinkel- und mittlere Brennweiten, da sie den Sternenhimmel mit einbeziehen und die Schweifstruktur zeigen können.
• Schwache Kometen (Magnitude +6 und mehr): Hier ist eine längere Brennweite und idealerweise eine Nachführung erforderlich. Dunklere Kometen benötigen längere Belichtungszeiten oder eine höhere ISO-Einstellung, was wiederum Rauschen erzeugen kann. Grundsätzlich sind praktisch alle digitalen Kameramodelle geeignet, wenn sie die Möglichkeit bieten die Belichtungszeit manuell zu steuern. Hohes Rauschen kann man durch Dunkel-Bilder (sogenannten Darks) reduzieren. Hier die Vorgehensweise.
3. Schnelligkeit und scheinbare Bewegung
Kometen bewegen sich abhängig vom Abstand zur Erde und ihrer Umlaufgeschwindigkeit und -bahn unterschiedlich schnell am Sternenhimmel:
• Schnelle Bewegung: Näher kommende und an der Erde vorbeifliegende Kometen können sich im Vergleich zu den Sternen recht schnell bewegen, was bei langen Belichtungszeiten Bewegungsunschärfe erzeugt. In diesem Fall ist eine kurze Belichtungszeit oder eine spezielle Nachführung erforderlich.
• Langsame Bewegung: Kometen, die weiter entfernt sind oder sich in Sonnennähe befinden, zeigen oft eine langsamere scheinbare Bewegung. Wohlgemerkt, scheinbare Bewegung. Aus Sonnennähe kommen die Kometen mit absoluter, hoher Geschwindigkeit auf uns zu. Am Himmel bewegen sie sich scheinbar wenig. Bsp.: Ihr fahrt mit dem Auto auf ein weit entferntes Straßenschild zu. Erst wenn Ihr näher kommt, bewegt sich das Schild scheinbar zum Hintergrund schneller und rast letztlich dann an Euch vorbei. Ihr müsst jetzt praktisch nach hinten schauen. Schild und Komet fliegen von Euch weg und bewegen sich scheinbar wieder langsamer am Horizont bzw. am Himmel.
4. Möglichkeiten der Nachführung
Es gibt zwei Hauptarten der Nachführung, die bei der Kometenfotografie infrage kommen:
• Sternennachführung: Hier wird die Kamera auf den Sternenhimmel ausgerichtet. Vorteil: Der Sternenhintergrund bleibt scharf. Nachteil: Bei sich schnell bewegenden Kometen wird der Komet leicht verwischt.
• Kometennachführung: Einige Montierungen (spezielle Stativaufsätze, meist für Teleskope) erlauben eine Nachführung auf den Kometen selbst. So bleibt der Komet scharf, aber die Sterne können verwischen. Das ist oft die bevorzugte Methode, wenn man Details im Kometenschweif festhalten möchte.
5. Bildbearbeitung
In der Nachbearbeitung können folgende Schritte helfen, die Details des Kometen hervorzuheben:
• Stacking: Um das Rauschen zu minimieren, kann man mehrere Aufnahmen des Kometen übereinanderlegen. Software wie DeepSkyStacker, PixInsight und Siril bieten spezielle Methoden, um Kometen und Sterne separat zu stacken.
• Kontrastanpassung und Farbkorrektur: Mit Tools wie Affinity, Photoshop oder wie ich mit Pixelmator Pro kann man die Farben und den Kontrast des Kometen gezielt verstärken.
• Schweifverstärkung: Mit gezielten Maskierungen kann der Schweif hervorgehoben werden.
Hier findet Ihr noch etwas über die Wege der Kometen und die Form ihrer Bahnen.